Max Rüegger und der Schlattihof – Sein persönliches kleines Juwel in Bülach
- Andrea Fischer

- 27. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Der Schlattihof ist kein gewöhnlicher Pferdebetrieb – er ist das Lebenswerk eines Mannes, der mit Herz und Hingabe einen Ort geschaffen hat, an dem sich Pferde und ihre Besitzerinnen und Besitzer gleichermassen wohlfühlen.

Etwas nördlich ausserhalb von Bülach gelegen, schmiegt sich inmitten von Wiesen- und Ackerland eine kleine, schmucke Reitsportanlage harmonisch in die Landschaft ein – der Schlattihof. Er ist das persönliche Juwel von Max Rüegger.
Max verbindet eine tiefe, gewachsene Beziehung mit dem Schlattihof. Schon als Kind verbrachte er seine Ferien auf dem damals von der Familie Schellenberg geführten Bauernhof. Als diese Anfang der 1980er-Jahre nach Kanada auswanderten, konnte die Familie Rüegger das Anwesen mitsamt den Liegenschaften übernehmen. Über 35 Jahre lang hielten Vater und Sohn ihre Pferde auf dem Hof – gefahren oder klassisch geritten. Nach dem Hinschied seines Vaters im Jahr 2015 übernahm Max den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau. Seit dem Kauf durch die Rüeggers wird der Hof als Pferdepensionsstall geführt und hat zwischenzeitlich mehrmals die Pächter gewechselt. 2016 pachtete Yvonne Bont den Schlattihof der fortan als Partnerbetrieb zum gegenüberliegenden Rheinsberghof gehört.
Inzwischen ist Max Rüegger vom klassischen Reiten zum Westernreiten übergewechselt – nicht ganz ohne Einfluss von Rosmarie Enz, ehemalige Profi-Reining-Reiterin und einst Mitglied des Schweizer Reining-Kaders. Heute führt Rosmarie den Schlattihof bereits seit zehn Jahren als Betriebsleiterin. Zwar reitet sie keine Turniere mehr, gibt aber weiterhin Reitunterricht und nimmt Pferde in Ausbildung oder ins Training.
Umbaupläne mit viel Gegenwind
Während andere sich um den laufenden Betrieb kümmerten, reiften bei Max Pläne für den umfassenden Umbau und die Renovation des in die Jahre gekommenen, ehemaligen Milchviehbetriebs. «Der Hof war für heutige Vorstellungen in der Pferdehaltung schlicht nicht mehr geeignet. Tiefe Decken, enge, dunkle Verhältnisse – es war nun einmal ein umfunktionierter Kuhstall», erzählt er bei einer Cola im gemütlichen Saloon. Max hatte viel vor mit dem Anwesen – traf jedoch bei den Behörden vor allem auf eines: Ablehnung. Doch sie hatten den Durchhaltewillen des Bauherrn unterschätzt. Vier Jahre lang kämpften Max und sein Anwalt sich durch einen regelrechten Paragrafenkrieg – und setzten sich am Ende durch. «Wäre ich damals nicht bereits pensioniert gewesen, hätte ich wohl das Handtuch geworfen», sagt der heute 74-Jährige. 2016 war es schliesslich so weit: Der Umbau konnte beginnen.
Ein Ort zum Wohlfühlen
Entstanden ist ein echtes Kleinod – ein Paradies für Pferde und ein Rückzugsort für ihre Besitzerinnen und Besitzer. «Gerne hätten wir ausschliesslich Pferdeboxen mit Auslauf gebaut, doch hier haben uns die Behörden einen Strich durch die Rechnung gemacht – wir mussten einen Kompromiss eingehen», erklärt Max. So entstanden neun grosszügige Auslaufboxen sowie sechs helle Innenboxen mit täglichem Zugang zu grossen Paddocks. Hinzu kommen grosse Sommer- und Winterweiden.
Max Rüegger hat am Strickhof die Ausbildung in Pferdehaltung absolviert – sein Wissen über Fütterung, Haltung und Arbeitssicherheit floss direkt in die Konzeption des neuen Betriebs ein. So wurden etwa Heufutterautomaten installiert, die alle dreieinhalb Stunden eine frische Portion Raufutter bereitstellen – rund um die Uhr. Auch das Wohl der Mitarbeitenden liegt Max am Herzen: Eine elektrisch betriebene Schubkarre mit grossem Fassungsvermögen erleichtert die tägliche Stallarbeit erheblich.
Wie Infrastruktur ein Lächeln herbeizaubern kann
Das attraktive Ausreitgelände ist das eine Plus, die durchdachte Infrastruktur das andere – kompakt, funktional und dennoch komfortabel. Ein gepflegter Reitplatz (22 × 44 m) und eine Reithalle (18 × 33 m) beide mit Reiningboden, ein Solarium, ein Warmwasser-Waschplatz, ein Laufband, besonders geräumige Sattelschränke – und wer noch mehr Platz braucht, kann im Dachgeschoss einen abschliessbaren Raum dazumieten. Ein Trocknungsraum für Pferdedecken und – natürlich – ein stilvoll eingerichteter «Saloon» für gesellige Momente nach dem Reiten runden das Angebot ab.
Im Saloon zeigen Max und Rosmarie das Fotoalbum mit Bildern vom Umbau – und schnell wird deutlich, welchen Wandel das Gebäude durchlebt hat.
Der gesamte Grundriss wurde neu gedacht, das Innere vollständig entkernt. Besonders aufwendig war die Erneuerung der alten Balkenkonstruktion: Die Decke musste angehoben und stabilisiert werden – ein Eingriff, der dem Gebäude nicht nur mehr Raum, sondern auch mehr Licht und Luft verlieh. Entstanden sind neue Räume für Heulager, Abstellflächen, eine moderne Reiterstube und funktionale Futterkammern – alles effizient geplant und umgesetzt, ohne lange Wege oder enge Platzverhältnisse.
Der Schlattihof – ein Herzensprojekt
Max Rüegger ist Westernreiter – authentisch, stilsicher und mit einem grossen Herzen für Pferde und seinen Schlattihof. Obwohl er selbst zwei Quarter Horses besitzt und beinahe täglich im Sattel anzutreffen ist, stehen seine Pferde nicht auf dem eigenen Hof. Als Besitzer konzentriert er sich auf den Werterhalt und die Weiterentwicklung des Betriebs, ins Tagesgeschäft mischt er sich nicht ein. An Versammlungen nimmt er nur teil, wenn es um Investitionen geht. Dennoch zieht es ihn regelmässig nach Bülach – einfach, um den Ort zu geniessen, der ihm so viel bedeutet.
Einen Wunsch hegt Max allerdings noch: Der Schlattihof wurde bewusst als Westernreitbetrieb konzipiert. «Wir würden uns sehr über mehr Westernreiterinnen und Westernreiter freuen – ob im Freizeit- oder im Sportbereich», sagt er mit einem Schmunzeln. Vielleicht trägt dieser Bericht ja dazu bei, diesen Wunsch zu erfüllen. Eines steht fest: Ein Besuch auf dem Schlattihof lohnt sich auf jeden Fall.























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